Freitag, 1. Januar 2010

Willkommen, 2010 - oder: mein Monolog aus 2009

Monologe sind für mich eigentlich immer ganz schrecklich. Immerhin spricht, redet, siniert da jemand so vor sich hin und man ist quasi gezwungen, sich das anzuhören - wenn man es denn will. Ich werde mich also bemühen, diesen Monolog so kurz wie möglich zu halten, beschränken wir uns also auf das Wesentliche, versprochen!

Seit 1994 wandere ich durch das World Wide Web und fand es eigentlich immer fantastisch. In der Anfangszeit stand das Chatten im Vordergrund, später dann entdeckte auch ich, daß das Medium Internet viel mehr hergibt als ein simples „Hallo, wie gehts?“ in einer der zahlreichen Communities. So entwickelte sich das Internet für mich im Laufe der Jahre zu einem unverzichtbaren Wissenstrog, den ich bis heute nicht müde werde, auszusaugen.

Dummerweise entwickelte sich zwangsläufig eine kriminelle Subkultur, die sich der Aufgabe verschrieb, unbedarfte Internetuser abzuzocken - und ausgerechnet ich, der sich zum Thema Internet eigentlich für recht pfiffig hielt, fiel darauf herein. Nicht als User, dem ein Abo untergeschoben wurde, schlimmer: als jemand, der im Laufe der Zeit  eine leitende Funktion in einer der größten Abzockunternehmen einnahm.  Selbst 15 Jahre Interneterfahrung schützen nicht davor, sich von einer perfekt inszenierten Kulisse blenden zu lassen; das weiß ich heute.

Eine Glaubensfrage stellte sich mir, nachdem ich endlich wach wurde (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an diejenigen, die mir die Augen öffneten): Weitermachen als wüsste ich von nichts - oder aber dem schnöden Mammon (sprich: Geld) fröhnen? Meine Entscheidung fiel unmittelbar, nachdem ich Kontakt zu den renommierten Portalen im Netz hatte und mich in stundenlangen Diskussionen, Telefonaten und Mails der Tatsache versichert sah, daß das, für das ich vor kurzem noch eine Lanze gebrochen hätte, Abzocke pur ist.

Ich wandte mich an die zuständige Staatsanwaltschaft und führte ein sehr langes, informatives und inhaltsreiches  Gespräch und war spätestens jetzt aufgewacht und vereinbarte eine enge Zusammenarbeit.

Wer mich kennt, der weiß, daß ich deutliche Worte spreche und Dinge beim Namen nenne. So folgte in logischer Konsequenz ein Blog, welcher für Aufsehen sorgte, da ich kein Blatt vor den Mund nahm - wissentlich, mich damit dem „Law Hunting“ der Gegenseite auszusetzen. Und genau so kam es natürlich: aktuell habe ich mich gegen -zig Unterlassungsklagen zu verteidigen und werde gar bezichtigt, Geld unterschlagen zu haben.

Auch, wenn ich es einerseits traurig, andererseits aber auch amüsant finde, mit welchen Tricks die Abzocker arbeiten: ich würde es jederzeit wieder exakt so tun, wie ich es tat.

Mittlerweile wird mein Blog in 58 Ländern gelesen, zu der treuen Leserschaft gehören viele Geschädigte von Megadownloads, aber auch Steuerberater, Rechtsanwälte, Richter, Steuerfahnder, Interessierte, Abzocker, schlicht: jede Spezies aus unserer Gesellschaft. Mich erreichen täglich rund 100 Mails mit teilweise sehr interessantem Inhalt.

Offenbar hat der Blog eine nicht zu unterschätzende Symbiose ausgelöst, und darüber freue ich mich und danke all jenen, die sich so vehement engagieren und mitarbeiten von ganzem Herzen.

Danke auch für rund 3 Minuten Ihrer Zeit, diesen Monolog gelesen zu haben (herrje, ich habe mich doch nun wirklich kurz gefasst - im Blog finden Sie übrigens Details und sollten ein wenig mehr Zeit opfern).

Quelle: online-journalist.org