Mittwoch, 5. August 2009

Vierter Akt: Ein Weihnachtsmärchen, Dezember 2008

Ende November 2008 bat mich Frank Babenhauserheide in sein Büro und eröffnete mir, daß die Müller-Projekte Mitte des kommenden Jahres gänzlich eingestellt würden, da die Umsätze rückläufig und die Projekte an sich "ausgelutscht" wären. Bei dieser Besprechung, der auch der Geschäftsführer der BWL Letter & Support GmbH, sowie auch Babenhauserheides Prokuristin Carmen Ihle teilnahmen, wurde darüber beraten, wie es weitergehen sollte.

Frank Babenhauserheide sagte nicht ohne Stolz in der Stimme, daß bereits neue Projekte und Ideen anständen. Wir würden ein neues Projekt zum Thema Antivirus-Programm bekommen, und erstmals sei er sogar finanziell beteiligt. Wer das Projekt auflegte, war eigentlich klar: Matthias Müller und Xxxxxxxx Xxxxx aus München.Das Projekt solle im Januar online gehen. Nochmal richtig Geld verdienen mit dem Projekt, und dann ein wenig umsatteln. "Umsatteln?" fragte ich. "Umsatteln. Die Abogeschichten sind nicht mehr zeitgemäß, die Umsätze sind rückläufig und auch mittlerweile stressig geworden." sagte Babenhauserheide. "Ich plane ein Callcenter in Hannover zu eröffnen. Inbound, Outbound, ein klassisches Callcenter also. Du kommst doch aus der Callcenter-Branche. Könntest du dir vorstellen, das Callcenter zu leiten?" - "Aber sicher doch! Danke für dein Vertrauen!" - "Okay, dann gründen wir eine GmbH und starten zum Jahreswechsel. Da du ja schon Geschäftsführer zweier meiner GmbHs bist könnte deine Frau ja als Geschäftsführerin fungieren." - "Klar, warum nicht?" - "Die Stammeinlage in Höhe von 25.000 Euro kommen von der InQnet GmbH in Wien, die auch Megadownloads betreibt. Die habe ich mit ins Boot genommen, denn sie wollen in Deutschland ein zweites Standbein aufbauen. Der Beurkundungstermin ist am 15.12.2008, holt bitte dann Herrn Steffel am Flughafen ab und fahrt mit ihm zusammen zum Notar." - "Okay, machen wir!".

Am 15.12.2008 war es dann soweit: pünktlich um 10.00 Uhr warteten wir am Gate auf Helmut Steffel, trafen ihn und fuhren mit ihm zum Notar. Hier wurde dann "unsere" GmbH beurkundet: die L & H GmbH war geboren! Ich begann mit den Vorbereitungen zur Neukundenakquise und sondierte den Markt. Immerhin hatte ich vollkommen freie Hand in der Sache, und ich wollte meine Sache gut machen. Die Arbeitsbelastung war immens, denn das Tagesgeschäft mit den bestehenden Projekten musste immerhin parallel erledigt werden. Die Aufgabe war jedoch reizvoll, und so arbeitete ich teils bis spät in die Nacht noch von zuhause aus. Samstag, Sonntag? Oftmals verbrachte ich so einige Stunden in der Firma. Aber man weiß ja, wofür man es macht, dachte ich mir.

"Du, Claus - habt ihr eigentlich schon Firmenkonten eröffnet?" - "Nein, bislang noch nicht. Die Firma ist ja noch nicht aktiv?" - "Nun, damit die Firma schon mal ein wenig Geld verdient könntet ihr den Rechnungs- und Mahnlauf für Megadownloads übernehmen. Da das Projekt eh ausläuft kommen da nur noch die paar Zahler aus dem 2. Jahr der Vertragslaufzeit. Ihr braucht euch um nichts zu kümmern, ich kümmere mich um alles. Gebucht wird dann direkt aus Wien und um die ganzen steuerlichen Belange kümmert sich unsere Anwalts- und Steuerberatungskanzlei Läube & Hasenbäumer. Sind 7 % Provision okay?" - "Okay!".

Am nächsten Tag ein aufgeregter Anruf von Babenhauserheide: "Fahrt bitte heute noch nach Hannover und eröffnet einige Konten bei verschiedenen Kreditinstituten, die Wiener wollen schon den nächsten Rechnungslauf über L& H abwickeln!" - "Wieso verschiedene Banken?" - "Weil man sich dann nicht in die Abhängigkeit nur einer Bank begibt!" - "Okay, das ist ein Argument". Los gings also, auf nach Hannover. Zwischenzeitlich haben wir mit Benette Buchwald noch den Untermietvertrag der Büros an der Färberstr. 3 in Hannover unterzeichnet, denn ihre diversen Firmen waren dort ebenfalls beheimatet.

Wir eröffneten also Geschäftskonten bei der Sparkasse, der Deutschen Bank sowie der Commerzbank in Hannover sowie der Sparkasse und Dresdner Bank in Herford. Letztere Bank diente als GmbH-Konto, während die anderen Kontoverbindungen als Fremdgeldkonten geführt wurden. Nach einigen Tagen wurden meiner Frau die vereinbarten 25.000 EUR aus Wien überwiesen mit dem Auftrag, diese Summe auf das GmbH-Konto einzuzahlen. Somit waren auch die GmbH-rechtlichen Voraussetzungen zum Betreiben einer GmbH gegeben.

Fragt sich der geneigte Leser nun, warum der vierte Akt von mir "Weihnachtsmärchen" genannt wurde? Nun, diese Frage ist rasch beantwortet: Heute wissen wir nämlich, daß Babenhauserheide und seine Geldgeber aus Wien niemals vor hatten, tatsächlich ein Callcenter in Hannover zu betreiben. Vielmehr wurde ein neuer Eintreiber für die Betrugsmasche rund um Mega-Downloads gesucht - und dummerweise auch mit uns gefunden.

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